JANUAR
Auf deine Kälte bin ich vorbereitet. Kämest du zurück, hättest du trotz allem die Mütze des Todes, Nebel und Dunkel auf meinem Kopf.
Selnich Vivas
Zum Autor: Selnich Vivas Hurtado, geboren 1971 in Bogotá, lebt in Freiburg als freier Schriftsteller und promoviert in Germanistik und Romanistik. Sein erster Roman "Para que se prolonguen tus días" wurde in Kolumbien veröffentlicht. Zudem veröffentlichte er Gedichte, Erzählungen und Essays in mehreren Zeitschriften. So sollen fünf seiner auf deutsch verfassten Gedichte dieses Jahr in der Basler Zeitschrift "Entwürfe" publiziert werden. Seine Werke trägt er in der Freiburger Universität und bei Literaturtreffen mit neuen Autoren vor. In seinem neusten Roman "Finales para Aluna" geht es um das Universitätsmilieu in Europa.
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FEBRUAR
Traum im Tanz
Ich drehe mich ums Haar, Um die Hand auf die Stelle zu legen, Die sich bewegt, Aber Wärme mitgibt auf den langen Weg.
Ich fliege hindurch In den Armen meines Fremden.
Das Herz schwingt Und ich werfe die Augen ins Gras.
Judith Schifferle
Zur Autorin: Judith Schifferle, geboren 1978 in der Schweiz, studiert in Basel Germanistik, Kunstgeschichte und Europäische Kulturwissenschaften. Eine literaturwissenschaftliche Publikation, "Zwei Autorinnen schauen fern: Herta Müller und Aglaja Veteranyi im Vergleich", erschien 2003 in der Internet-Zeitschrift "Trans: Das Verbindende der Kulturen" und in der Zeitschrift der Germanisten Rumäniens. Weitere kleinere Artikel erschienen in der "Gezetera" und unter www.gezetera.ch, der online-Ausgabe der StudentInnenzeitung der Uni Basel. Gedichte veröffentlichte sie bisher keine.
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MÄRZ
Neben einem Blumenfeld
Neben einem Blumenfeld steht ein Mädchen ganz allein mit einer Lilie in der Hand wartet sie voll Sehnsucht bis sie jemand endlich pflückt
Tief im Innern ihrer selbst schreit ein Mädchen ganz entblößt mit ihrer Tochter auf dem Arm wartet sie voll Sehnsucht bis sie jemand endlich stillt.
Robert Tag
Zum Autor: Robert Tag, geboren 1979 in München, studiert in Freiburg Germanistik und Geschichte. Er zählt zu denjenigen seiner Zunft, die ihre Werke unaufgefordert am Küchentisch ihren Freunden darbieten und sie auch schon mal in die Holzbänke der Hörsääle ritzen. Was er zu sagen hat teilt er uns mit. Was er nicht zu sagen hat auch. Dabei schaut er auch mal über den Tellerrand oder neben ein Blumenfeld. Keine Veröffentlichungen.
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APRIL
Tandem
Hinter- ein- ander- Aus- ein- ander- Zu- sammen- radeln.
Selnich Vivas
Zum Autor: Selnich Vivas Hurtado, geboren 1971 in Bogotá, lebt in Freiburg als freier Schriftsteller und promoviert in Germanistik und Romanistik. Sein erster Roman "Para que se prolonguen tus días" wurde in Kolumbien veröffentlicht. Zudem veröffentlichte er Gedichte, Erzählungen und Essays in mehreren Zeitschriften. So sollen fünf seiner auf deutsch verfassten Gedichte dieses Jahr in der Basler Zeitschrift "Entwürfe" publiziert werden. Seine Werke trägt er in der Freiburger Universität und bei Literaturtreffen mit neuen Autoren vor. In seinem neusten Roman "Finales para Aluna" geht es um das Universitätsmilieu in Europa.
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MAI
Des Wiesels Verhängnis
Das Wiesel fraß die Grille. Es war sein fester Wille, dass endlich wieder Stille.
Das sollte nicht gelingen, weil nun in ihm ein Schwingen es selber trieb zu singen.
Jan Koch
Zum Autor: Jan Koch, geboren 1980 in Tübingen, studiert Germanistik und Anglistik in Freiburg. Seit drei Jahren ist er fester Bestandteil des freiburger Poetry-Slams, welcher jeden Monat im „Café Atlantik“ stattfindet. Er nahm zudem am National Slam 2003 in Darmstadt teil, wo die besten Slamer Deutschlands sich die Ehre geben. Ein weiterer Höhepunkt war eine Lesung in „Omas Küche“, wo er anerkennenden Applaus erntete. In letzter Zeit tritt er auch häufiger mit seiner Gitarre auf und präsentiert seine Stücke in bester Liedermachertradition, so auch u.a. bei der „Vaubar-Poetry“ in der freiburger Studentenwohnheimkneipe oder im "Café Kunze" in Albstadt.
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JUNI
Puzzle
Wie Puzzleteile in einem Sturm sind wir
oft prallen wir zusammen selten passt etwas
und noch seltener ergibt sich ein Bild
Sebastian 23
Der Autor über sich selbst: Im Jahre 1979 wurde ich ohne Kleidung, ohne Geld und völlig nüchtern geboren. Seitdem versuche ich diesen Zustand wieder zu erlangen, aber es will mir nicht gelingen. Ich schreibe Geschichten und Gedichte schon seit ich klein war. Mittlerweile bin ich 1,86 Meter groß und habe keinen Hund. Ich wohne in Bochum, dem staubigen Herzen des Ruhrpotts, wo die Fabrikschlote mit der Arbeitslosenquote um die Wette qualmen. Nebenher bin ich studierter Philosoph und Musiker. Später werde ich Taxi-Fahrer und sterben. Aber geht uns das nicht allen so?
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JULI
Bess're Zeit
Fernab der Stadt bin ich gegangen, still singend wie wir früher sangen, als alle Zeit noch stille stand. Zu alten Feldern, grünen Wiesen, auf denen Korn und Blumen sprießen, hat meine Sehnsucht mich gesandt.
Schon in den jüngsten Kindertagen hab ich mein Herz hierher getragen, im Spiel vergessend Raum und Zeit. Und als die Schlafensstund gekommen, hab ich den Lockruf nicht vernommen - ein Sieg kindlicher Tätigkeit.
Ja, aus der Tat bestand das Leben, das mir Natur und Dorf gegeben, doch ich verließ das Paradies, zu leben in den großen Städten, wo Menschen tun, was sie nicht täten, wenn man es sie nicht tun hieß.
Doch im Moment gibt es kein Sollen, alles nur ungestümes Wollen, denn heute bin ich wieder Kind. Erinnerung erdrückt das Herze, ich gehe auf in seinem Schmerze, in dem ich die Erfüllung find.
Allmächt'ge Seele, dich zu spüren, dich auf den alten Pfad zu führen, gelang mir nie so gut wie heut. Dem sonderbar belebten Geiste erscheint so sinnentleert das meiste - oh meine Seele! welche Freud!
Mathias Neumann
Zum Autor: Mathias Neumann wurde 1978 in Marburg geboren und begann mit ca. 12 Jahren erste Kurzgeschichten und Gedichte zu schreiben, was aber erst mit 14 halbwegs ordentlich gelingen wollte (grandioses Frühwerk: "Der Obdachlose"). Mit 15 dann die folgerichtige Entscheidung: Ein Roman muss geschrieben werden. Erste Ansätze, die sich am Horror-Genre orientierten, wurden wegen Lächerlichkeit schnell wieder aufgegeben. Nach der Lektüre von Helge Schneiders Roman "Zieh dich aus, du alte Hippe!" folgte dann die Idee, diesen Stil zu kopieren. So entstanden über die Jahre die ersten 25 Kapitel des Romans "Axel, der Telefonmörder", der sich stilistisch, Gott sei Dank, doch immer weiter vom Vorbild entfernte. Wegen fehlender Ideen und zunehmender Zweifel am Sinn des Unterfangens dann die Kapitulation mitten im 26. Kapitel nach dem Wort "Aspirin". Zahlreiche Kurzgeschichten dieser Zeit zeugen von der Unfähigkeit, längere Texte zu schreiben ("Das Flugzeug" und "Das Konzert" sind Paradebeispiele der ersten Klasse). Die Versetzung in die Oberstufe brachte dann aber eine schlagartige Verbesserung der lyrischen Qualitäten mit sich. Es entstanden Unmengen von sehr guten Gedichten, die sich hauptsächlich am Unterrichtsstoff orientierten, ohne diesen jedoch wirklich ernsthaft zu thematisieren (Exzellent: "Der Ritter"). Leider sind 95% dieser Werke nicht mehr erhalten. Bis heute schreibt Neumann seine Gedichte größtenteils in den überwiegend als langweilig empfundenen Uni-Seminaren, wobei sich die inhaltliche Thematik sehr stark auf die Bereiche Liebe, Tod und Religion beschränkt, ohne aber andere Themen auszuschließen. Neumann studiert im Hauptfach Deutsche Sprache und Literatur, dazu Medienwissenschaft und Psychologie. Sein Studium plätschert momentan allerdings sehr unspektakulär vor sich hin. Die fehlende Motivation führt zu chronischer Schein-Armut, was mit Studium nicht unter 8 Jahren bestraft wird...
Mathias freut sich über Dein Feedback: Hofpostille@web.de
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AUGUST
[Thompsens Anschaulichkeits-Vers]
Auf einem Baum da saß ein Specht der Baum war hoch dem Specht war schlecht.
Anonym
Zu diesem Vers: Was ist "Slam Poetry"? Eine Frage, die Thompsen, Moderator des Freiburger Slams im Atlantik, am Anfang der Veranstaltung in den Raum wirft, um sie sogleich selbst zu beantworten. Damit wolle er all denjenigen, die zum ersten Mal einer solcher Veranstaltung beiwohnen erklären, um was es gehe. Nach einer kurzen, theroetischen Abhandlung, die den erhofften Zweck nicht unbedingt erfüllt (zu sehen am teilnahmslos ungläubigen Gesichtszug des Publikums), greift er auf diesen Vers zurück und hat damit alles gesagt. Von wem der Vers stammt ist unklar. Er kusiert zumindest im Atlantik unter den Dichtern. Vielleicht stand er auch mal in einem Lesebuch aus der Schulzeit.
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SEPTEMBER
20:00 nanzig zwull zwull
rachnichten schagestau giesenkrebiete iegskropfer graniffe nungershot stalwerben miklataskraphoke schwüberemmung probelneise bußfall ringspreiten horvergase gnoprose zottolahlen fanzigzwuffzehn uff
Etta Streicher
Die Autorin über sich selbst: ich: jhg. 77 arbeite als freischaffender mensch (schauspiel, poesie, clownerie, moderation) bin wohnhaftiert derzeit in frankfurt am main lasse mich gerne in andere städte locken zwecks bühnen unsicher machen aktuelles programm und cd : "augenlieder-piano&poesie"
Etta freut sich über Dein Feedback: etta(at)etta.streicher.com und über einen Besuch ihrer Internetseite www.ettastreicher.com
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OKTOBER
Die Feststellung
Wer andern eine Bratwurst brät der hat ein Bratwurstbratgerät
Unbekannt
Unbekannt freut sich über Dein Feedback: Unbekannt@web.de
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NOVEMBER
Die Suche
Es sucht die Frau im Schurkenstaat ihr Kind, das auf die Mine trat.
Der Junge sucht im Müll der Stadt das Brot, das er so nötig hat.
Es sucht das Mädchen, zitternd schon, die Vene für die Injektion.
Der Vater sucht, wie jeden Tag, die Tochter heim, die er so mag.
Der Opa sucht sich einen Strick und blickt voll Bitterkeit zurück.
So sucht ein jeder, wie er kann, nach was ihm lieb und teuer war. Ich schalte meinen Fernseher an und Deutschland sucht den Superstar.
Jan Koch
Die Suche stammt aus der Gedichtsammlung Eierschalen für Verhungernde - Bittere Gedichte von Jan Koch, die der Autor im Februar 2005 selbst zusammengestellt hat. Sie ist auch nur über ihn zu bekommen.
Zum Autor: Jan Koch, geboren 1980 in Tübingen, studiert Germanistik und Anglistik in Freiburg. Seit drei Jahren ist er fester Bestandteil des freiburger Poetry-Slams, welcher jeden Monat im „Café Atlantik“ stattfindet. Er nahm zudem am National Slam 2003 in Darmstadt teil, wo die besten Slamer Deutschlands sich die Ehre geben. Ein weiterer Höhepunkt war eine Lesung in „Omas Küche“, wo er anerkennenden Applaus erntete. In letzter Zeit tritt er auch häufiger mit seiner Gitarre auf und präsentiert seine Stücke in bester Liedermachertradition, so auch u.a. bei der „Vaubar-Poetry“ in der freiburger Studentenwohnheimkneipe oder im "Café Kunze" in Albstadt.
Jan freut sich über Dein Feedback: AmEndeDesRegenbogens@web.de
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DEZEMBER
dAS eNDE
pLÖTZLICH BEGANN ES WIE VON SELBST ZU REGNEN WILDFREMDE bLICKE SCHIENEN SICH ZU BEGEGNEN UM MICH HERUM SCHENKTE MAN SICH zIGARETTEN ES GLICH IHR eNTZÜNDEN EINEM mEER VON lICHTERKETTEN MAN BEGANN SICH UNBEKANNTERWEISE ZU KÜSSEN ES WAR WIE pAPIERBOOTFAHREN AUF REIßENDEN fLÜSSEN ALLE VERSANKEN IN DEN tANZ DER hÄNDE UND AUF DER bÜHNE SANG MAN lIEDER VOM eNDE
mARIO mARQUÉS
Zum Autor: Mario Marqués aus Freiburg, Jahrgang 1979, Studierender der Romanistik, macht Musik, schreibt und hält Kontakt zu anderen, die musizieren und schreiben. So ist er beim Poetry-Slam im Atlantik und im Substanz aufgetreten, organisiert Vaubar-Poetrys und auch mal einen Liedermacherabend oder ein Küchenkonzert. Seine Werke sprechen von Alltäglichkeiten und Kleinigkeiten. Was zählt ist der Durchschnitt!
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