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Ralf Schnell (Hrsg.):
Metzler Lexikon Kultur der Gegenwart, Stuttgart u.a.: Metzler 2000.
Rezensiert für g-daf-es von Alejandra Tejera González, Salamanca
Diese Rezension entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung "Einführung in das Wissenschaftliche Arbeiten für GermanistInnen II: Rezensionen schreiben"
Erschienen: September 2005
Empfohlene Zitierweise:

Ralf Schnell: Metzler Lexikon Kultur der Gegenwart. Rezensiert für g-daf-es von Alejandra Tejera González (September 2005), in: g-daf-es <http://www.g-daf-es.net/lesen_und_sehen/germanistik/rez_tejera_gonzalez.htm>.

Bitte setzen Sie beim Zitieren dieses Beitrags hinter die URL-Angabe in runde Klammern das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse.

Die Kultur "umfasst die Gesamtheit der menschlichen Hervorbringungen und Artikulationen, also seiner historischen, praktischen, ästhetischen und theoretischen sowie mythischen und religiösen Äußerungen(...)"

So definiert das Metzler Lexikon "Kultur der Gegenwart", ein aus 700 Stichwörtern bestehendes Werk, das von Ralf Schnell herausgegeben worden ist, den gemeinsamen Punkt seiner Artikel, die von insgesamt 160 verschiedenen Autoren u. Autorinnen stammen. Die Begriffe, die sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ergeben haben, vor allem im literarischen und künstlerischen Bereich, werden in diesem Werk miteinbezogen. Neben den traditionellen Kunstformen wird auch die moderne Ästhetik behandelt mit Themen wie zum Beispiel dem Fernsehen, der Werbung, den Comics, dem Video, dem Internet oder den CD-Roms. Keiner wird wohl abstreiten, dass diese Stichwörter die gegenwärtige Kultur recht gut wiedergeben.

Außerdem werden sowohl die kulturellen Institutionen, d.h. die Kunstmärkte, die Akademien und die Museen, auch das philosophische Denken behandelt. Darüberhinaus beschäftigt sich das Lexikon mit dem, was im Klappentext "jüngere Geschichte" genannt wird. Dieser Oberbegriff soll Aids, die Alternative Kultur, den Feminismus, die 68er oder den Kalten Krieg miteinschliessen. Das Lexikon enthält außerdem noch ein Vorwort, in dem der Herausgeber das Projekt begründet, ein Verzeichnis der Autorenkürzel, eins der Autoren und Autorinnen sowie ein Artikelverzeichnis. Im Klappentext wird ausgesagt, dass man "nach Art einer Montage [versucht hat], die heute gleichzeitig und nebeneinander bestehenden Erscheinungsformen der Gegenwartskultur synchron zu fassen und zu analysieren". Es werden also hohe Erwartungen geweckt. Ob das Werk diesen Ansprüchen gerecht wird, wird sich später herausstellen.

Ich empfinde widersprüchliche Gefühle dem Lexikon gegenüber. Auf der einen Seite gefällt mir , dass es sich mit kulturellen Aspekten der Gegenwart beschäftigt. Ohne Zweifel sind die ausgewählten Begriffe derart von der Gegenwart geprägt, dass man sie in den üblichen Lexika vergeblich nachschlagen würde. Neben alltäglichen Begriffen, die in jedem Lexikon zu finden sind, wie zum Beispiel "Brief" "Buch" "Bühne" oder "Kultur", die aber nicht ausschließlich der gegenwärtigen Kultur angehören, gibt es weitere wie "Talkshow" "Soundscape" "Polyphone Strukturen" "Hippiekultur" oder "Happening". Würde ich solche Termini in unsererem Larousse nachschlagen (eine ziemlich alte Ausgabe, die ursprünglich meinen Großeltern gehörte), wäre meine Suche höchst unproduktiv.

Auf der anderen Seite ist es für mich schwierig gewesen, das Kriterium der Verfasser nachzuvollziehen. Denn was versteht man unter gegenwärtige Kultur? Wozu ein Lexikon konzipieren, das sich nur mit einem eher geringen Teil des Wissens auseinandersetzt und zwar nach Gesichtspunkten, die dem Leser nicht immer einleuchten?

Den Artikel "Vietnam" gibt es, was ist aber mit "Korea" oder "Kuba"? Diese und mehrere andere werden vollkommen vernachlässigt.

Da sich dieses Lexikon nur mit der Nachkriegszeit beschäftigt, verstehe ich schon, dass Stichwörter die sich direkt auf den 2. Weltkrieg beziehen, nicht vorkommen. Wie ist es aber möglich , dass es keinen Artikel "Nazismus" gibt, das Stichwort "Entnazifizierung" aber schon? Die Verfasser würden in dem Fall wohl erwidern, dass "Nazismus" ein Begriff der Vorkriegszeit ist, nicht aber der Nachkriegskultur. Ist es aber wirklich so? Spielt der Begriff "Nazismus" oder "Neo-Nazismus" keine Rolle in der heutigen Gesellschaft?

Etwas, was mich außerdem noch überrascht hat, ist, dass man den Artikel "Diktatur" vollkommen ausschließt. In dem Fall weiß ich die Verfasser nicht mehr zu rechtfertigen, da meines Erachtens das Thema "Tyrannei" leider eine Hauptrolle sowohl in der heutigen als auch in der vergangenen Gesellschaft spielt.

Insgesamt dominiert der Eindruck, dass dieses Lexikon keine praktische Anwendung anbietet. Es ist also kein Werk, zu dem man greifen kann, wenn Zweifel über die Bedeutung eines Begriffes aufkommen. Es würde immer die Möglichkeit bestehen, dass der gesuchte Terminus überhaupt nicht auftaucht. "Metzlers Lexikon Kultur der Gegenwart" verdient also eine eingehende Lektüre auf Grund der aktuellen Thematik und der gut verfassten Artikel, ist aber kein Nachschlagewerk.

Die Schwäche dieses Werkes besteht also in der Unvollständigkeit, weswegen die Bezeichnung "Lexikon" nicht gerade treffend ist und Erwartungen weckt , die nicht eingelöst werden.


g-daf-es

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letzte Aktualisierung: 8. September 2005
actualizada: 8 de septiembre de 2005